Ich bin in Tschechien geboren. Da ich mich schon als Kind für Autos und alles um sie herum interessiert habe, habe ich mich entschieden, Maschinenbau zu studieren. Ich tat das, obwohl mein Vater damit nicht ganz einverstanden war. Er sagte damals: „Was würdest Du als Frau im Ingenieurwesen tun?“ Nach der Schule verdiente ich mein Geld als Designerin von Gabelstaplern und Förderanlagen für den Schwerbergbau. Und dann bin ich zu einer Tochtergesellschaft der Daimler AG in Prag gekommen – endlich stieg ich in die Automobilindustrie ein, mein Traum. Die Erfüllung meines beruflichen Traumes war damit aber nicht erledigt, dies war erst der Anfang. Mit der Erfüllung meines Traumes war das Lernen verbunden…  Zum ersten Mal bin ich geschäftlich nach Deutschland gereist, direkt in das Werk der Daimler AG in Sindelfingen. Hier galt es erst einmal die Sprachbarriere zu überwinden. Aber schon nach kurzer Zeit habe ich dort Freunde gefunden, die mir mit der Sprache geholfen haben. Ich habe in kurzer Zeit große Fortschritte gemacht. Meine ersten Projekte befassten sich mit dem Bereich Chassis – sowohl für PKW als auch für LKW. Ich habe mich an der Entwicklung des Batteriekastens eines LKWs beteiligt, vom ersten Konzept bis zur Umsetzung. Das Auto wurde dann auf der IAA ausgestellt. Und kürzlich habe ich ihn hier in Pilsen gesehen… 

In meinem nächsten Projekt nahm ich in Stuttgart an der Entwicklung eines 6-Zylinder-Benzinmotors für PKW teil. Stuttgart ist für die folgenden 11 Jahre mein Zuhause geworden. Als die Krise gekommen ist, sparte die Daimler AG Kosten ein und ich musste das Projekt verlassen. Meine Kollegen bei Daimler waren mit meiner Arbeit sehr zufrieden. Sie haben daher nicht gezögert und ein anderes Projekt für mich gesucht. Zu dieser Zeit wurde die Entwicklung von Wasserstofffahrzeugen vorangetrieben, wodurch nun eine Verstärkung in der Konstruktion benötigt wurde. So habe ich ein sehr interessantes Projekt bekommen. Ich war 8 Jahre lang in der Entwicklung von Wasserstofffahrzeugen tätig. Außerdem habe ich Zuluft- und Abluftanlagen für PKWs entwickelt. Auch an der Entwicklung eines Systems zum Auffangen und gesteuerten Ablassen von Wasser aus der Abluft war ich beteiligt. Wir haben dieses System, dass in allen Arten von Wasserstofffahrzeugen verwendet werden kann, patentieren lassen. Hierzu durfte ich die erste Studie über Wasserstoffsysteme für etwa 5 verschiedene Lastwagen durchführen, vom Müllwagen über Kipplastwagen bis hin zum Lastkraftwagen. Die Entwicklung von Wasserstofffahrzeugen wurde für mich schnell zu einer Herzensangelegenheit, weil ich den Sinn und die Zukunft darin erkannt habe. Hieran hat sich nichts geändert. Ich bin sehr stolz, dass ich diese Gelegenheit hatte und sogar ein Patent erhalten habe. Ich habe gesagt, dass diese Arbeit ein Traum eines jeden Ingenieurs ist… Aber auch hier stand ich wieder vor einer Entscheidung: Ich habe diese Tätigkeiten von Stuttgart aus gemacht, aber mit Fortschreiten der Arbeit zeigte sich, dass ich meinen Arbeitsplatz direkt bei der Firma haben musste, die sich mit der Entwicklung der Wasserstoffsysteme beschäftigt hat. Die Firma NuCellSys liegt zwar nur als 40 km von Stuttgart entfernt, doch das bedeutete für mich ein tägliches Pendeln und damit blieb viel Zeit auf der Straße liegen. Dies hat mich aber nicht abgeschreckt, da die sehr interessante Arbeit dies ausgleichen konnte. Es war eine Zeit, in der nicht viel von meinem Privatleben übrigblieb. Im Grunde hatte ich nur noch die Wochenenden…  

Das Daimler-Management hat dann leider den Sinn in der Entwicklung von Wasserstofffahrzeugen verloren und beschloss, die eigene Entwicklung hierzu einzustellen. Also musste ich auch hier gehen. Das war für mich gar nicht so einfach. Aber für mich habe ich wieder das Gute daran gefunden: Das Ende des Pendelns und damit mehr Zeit für mein Privatleben.

Es dauerte nicht lange und mein nächstes Projekt war in Sicht. Im Grunde habe ich Dank meines guten Rufes, gleich wieder ein Projekt in Stuttgart bekommen – Dieses Mal für die Hybridantriebe. Mein erster Kontakt mit dem Projektmanagement. Meine Aufgaben waren regelmäßige Kommunikation mit den verschiedenen Lieferanten, hieraus resultierende Vorstellungen und ggf. ein Durchsetzen von erforderlichen Änderungen beim Projektmanagement der Daimler AG, Durchsichten der Lieferantenzeichnungen, und auch deren Messergebnisse von Einzelteilen. Eventuelle Genehmigungen von Abweichungen von Zeichnungen, sowie Toleranzberechnungen gehörten hier ebenfalls zu meinen Aufgaben. Im Rahmen des Projekts durfte ich sporadisch Versuchsfahrzeuge auf Wochenend-Fahrten erproben. Dies war für mich eine weitere Traumerfüllung. Fast jedes zweite Wochenende hatte ich ein Versuchsfahrzeug und durfte mit diesem grundsätzlich hinfahren, wohin ich wollte. So konnte ich am Steuer verschiedener Luxusfahrzeuge nicht nur die Umgebung von Stuttgart kennenlernen.

Dann folgte ein Projekt außerhalb der Automobilindustrie und weit weg von zu Hause – in Bayern. Ich muss zugeben, dass ich dorthin überhaupt nicht gehen wollte. Es bedeutete für mich wieder zu Pendeln… Und ich dachte, dass das Pendeln schon lange hinter mir läge… In diesem Projekt hatte ich die Möglichkeit, an der Entwicklung von Ladesystemen im Frachtraum von Airbus-Flugzeugen teilzunehmen. Ich habe dort mit den Zeichnungen begonnen und festgestellt, dass das, was bei Daimler Standard ist, möglicherweise nicht überall so ist. Meine Zeichnungen waren eine große Herausforderung für dieses Unternehmen. Sie hatten schon lange vor, sich weiterzuentwickeln, aber es hat ihnen am entscheidenden Input gefehlt. Und dieser ist Dank mir nun gekommen. Meine Zeichnungen haben für diese Firma als Pilotprojekt gedient, da nach diesen nun auch produziert wurde. Ich durfte dort auch an einem für mich sehr interessanten Projekt teilnehmen: Versuch/Erprobung der Teile. Zuerst musste ich darüber nachdenken, wie ich sie nach den richtigen Kriterien testen würde. Dann musste ich die nötigen Vorrichtungen konstruieren und diese dann fertigen lassen. Danach habe ich die Prüfstände im Labor eigenhändig zusammengebaut. Erst dann folgten für mehrere Wochen die Versuche der verschiedenen Teile auf verschiedenen Prüfständen, die mit dem Testberichten in englischer Sprache beschlossen wurden. Eine weitere Herausforderung und weiteres Lernen… Ich habe Bayerns schöne Seite gefunden. Zum Einen hat mir im Laufe der Zeit das Projekt richtig Spaß gemacht, aber am wichtigsten: Ich liebe die Berge und die Natur. Und da sich der Firmensitz in Miesbach (Voralpen) befand, hatte ich vom Büro aus einen Blick auf die Berge. Grundsätzlich jeden Tag bin ich nach der Arbeit mit dem Auto in die Berge gefahren. Zumindest abends konnte ich somit die Berge und die schöne Natur genießen. Im Sommer habe ich in einem Bergsee gebadet und habe die letzten Sonnenstrahlen des Tages genossen. Die Leute in Bayern sind sehr freundlich. Es dauerte nicht lange, bis ich zum Stammtisch eingeladen wurde, so dass ich mich seit dem regelmäßig mit den Einheimischen zusammengesetzt habe. Und das empfand ich als eine große Ehre. Bayern ist mir schließlich auch in so kurzer Zeit sehr ans Herz gewachsen. Ich hatte in den Bergen Zeit zum Nachdenken und die Berge haben mir die dringend benötigte Energie gegeben. In den Bergen habe ich auch mein Bewusstsein gefunden… Ich fand für mich heraus: Es fiel mir nun schwer, für immer nach Stuttgart zurückzukehren. 

Es folgte ein weiteres Projekt bei Daimler, mein letztes. Ich habe die Ausschreibung für eine BTV-Stelle für meinen Arbeitgeber mit voller Kraft gewonnen. Ich war Bauteilverantwortliche für verschiedene Teile der Zuluftanlage eines 4-Zylinder-Dieselmotors, der für 3 verschiedene Autotypen ausgelegt war. Ich habe mit Lieferanten kommuniziert, ich habe die Änderungen im Projektmanagement von Daimler durchgesetzt und ich habe regelmäßige Besprechungen mit den Lieferanten und internen Kollegen geleitet. Ich habe von Zeit zu Zeit mit meinen indischen Kollegen zusammengearbeitet. Ich habe verschiedene Qualitätsprobleme von Teilen gelöst, sogar direkt in und an der Produktionslinie.

Zu diesem Zeitpunkt hatte ich das Gefühl, dass ich eine große Veränderung in meinem Leben vornehmen muss. Und ich habe es auch getan. Ich beschloss, in meine Heimat zurückzukehren. Ich habe meinen „Traumjob“ verlassen und bin nach Hause gegangen. Ich habe diesen Schritt getan, obwohl ich in der Tschechischen Republik keinen Job hatte. Für meine Kollegen war diese Entscheidung wie ein Blitz aus heiterem Himmel. Sie haben es nicht glauben wollen und gefragt, ob ich sehr gut darüber nachgedacht hätte… Es war keine leichte Entscheidung, aber ich freue mich sehr über diesen Schritt…

Als ich nach Hause kam, musste ich erst „runterkommen“. Einfach einmal nichts tun… Und ich habe es voll genossen. Grundsätzlich habe ich ein Jahr frei genommen. Meine berufliche Kariere war für mich sehr erfüllend, aber gleichzeitig aufwändig. Ich hatte nicht viel Zeit für mein Privatleben. Alles hat seinen Preis. 

Alles aus meinen Projekten war für mich eine große Herausforderung und dessen Lösung ein großer Fortschritt. Ich musste in jedem Projekt etwas Neues lernen. Ich habe mit jedem Projekt neue Menschen kennengelernt, das mag ich sehr. Es ist sehr bereichernd. Ich bin sehr froh, dass ich die Gelegenheit hatte, in Deutschland zu leben und eine andere Kultur kennenzulernen. Obwohl Deutschland unser direkter Nachbar ist, unterscheidet sich dessen Kultur von unserer. Es reicht aus, in ein anderes Bundesland innerhalb Deutschlands zu gehen und kulturelle Unterschiede sind bereits erkennbar. Es war sehr bereichernd und lehrreich für mich. Ich betrachte jetzt die Welt mit anderen Augen. 

Und meine Zusammenfassung? Es gibt überall einige Probleme. Kein Land ist besser oder schlechter, nur anders. Überall werden Probleme gelöst. Es gilt den Vorteil zu nutzen. Man kann das Positive aus jedem Land mitnehmen und versuchen, die negativen Dinge im Leben zu vermeiden. Jeder Mensch kann versuchen, anders zu leben. So wie er möchte, dass er sein Leben leben mag. Man muss mit der Änderung im Leben bei sich selbst anfangen. Und man kann eine Inspiration für andere sein…

Als ich nach Hause zurückkehrte, wusste ich, dass ich in meinem Fach weiterarbeiten wollte, aber ein bisschen anders als bisher. Ich möchte alles weitergeben, was ich während meiner Karriere gelernt habe. Ich habe langjährige Erfahrung direkt beim Automobilhersteller, obwohl ich dort immer extern gearbeitet habe, deshalb möchte ich den Lieferanten die andere Seite der Dinge zeigen. Wie es dort tatsächlich funktioniert. Ich möchte gerne auf die Fehler hinweisen, die 80% der Lieferanten machen und dabei es spielt keine Rolle, aus welchem ​​Land sie kommen. Aber ich möchte nicht nur auf die Fehler hinweisen. Ich möchte zeigen, wie man diese Fehler vermeiden kann. Wie man besser und effizienter arbeiten kann. Ich möchte gerne meinen Kolleginnen und Kollegen helfen und damit auch den Lieferanten.

Ich bin stolz auf mich und ich weiß, dass nicht nur ich das bin, sondern auch meine Eltern und meine Umgebung. Eine Frau, die ohne Universitätsabschluss diese Karriere in der Automobilindustrie gemacht hat. Sie wurde nicht nur in der Automobilindustrie anerkannt, sondern war dort auch sehr gefragt. Und dies ist noch nicht das Ende meines Wegs…

Während meiner einjährigen Pause war ich nicht ganz untätig, ich setzte meine Ausbildung fort. Ich habe eine Ausbildung zum professionellen Coach mit internationaler Zertifizierung gemacht. Meine nächste Mission ist es, meine wertvollen Erfahrungen weiterzugeben und so anderen helfen zu können.

Ich bin eine Frau, der die Courage, der Mut und der Sinn für Humor nicht fehlen… Eine Frau, die Hindernisse überwinden kann und die ihre Erfahrungen gerne teilen wird. Eine Frau, die eindeutig beweist, dass Ingenieurwesen nicht nur ein von Männern dominiertes Gebiet ist… Eine Frau, die sich immer ihre Ziele setzt, sie erreicht und sich immer neue und neue setzt …